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Günther Rabl
Die Relativitätstherapie
English versionoder: 25 Vorschläge für eine neue Europa-Hymne

The Relativity Therapy in concert

Günther Rabl sound-alchemy, klangregie, lyrics
Gilbert Handler vocals, live-electronics, lyrics

Guenther Rabl
Gilbert Handler
v.r.: Gilbert Handler, Günther Rabl, Florian Radon, Lisa Rozman
Eine Hymne besteht bekanntlich aus zwei Teilen: Text – und Musik.
Der musikalische Teil ist relativ einfach zu erklären: Es handelt sich um die Adaption einer bereits bestehenden, international anerkannten Hymne, The Pusher (Steppenwolf) in einer – der Computer macht's möglich – Neubearbeitung durch Wolfgang Amadeus Mozart. Selbstverständlich werden auch historische Referenzen gebracht, wie unter anderem die alte grossösterreichische Hymne von J. Haydn in ihrer letztgültigen, auch heute noch aktuellen Fassung ('Gott bewahre, Gott beschütze vor dem Kaiser unser Land'). Auch Stockhausen darf
nicht fehlen ('Pluramon'). Ausserdem werden hymnenfähige Aspekte von namhaften oberösterreichischen Künstlern (August Strindberg, Anton Bruckner, Waterloo und Robinson, etc.) zur Diskussion gestellt.

Schwieriger verhält es sich mit dem Text. Da gibt es ein fundamentales Problem: eine Europahymne – natürlich, aber in welcher Sprache ? Weite Teile des Abends werden daher in Altgriechisch und Sanskrit deklamiert ('trnaih vidhiyate rajju, yaya nago'pi badhyate' !).
Neben allgemein bekannten Gemeinplätzen, wie dem
eben zitierten, die man heute getrost zum europäischen Kulturerbe zählen kann, konzentriert sich unser textliches Hauptaugenmerk aber vor allem auf den literarischen Nachlass des Dichters Hubert Rabl.

Hubert Rabl (geb. 1899 in Wels, gest. 1943 in Kairo) gilt in Fachkreisen als einer der unverständlichsten aller österreichischen Schriftsteller. Er hatte die Angewohnheit (die man auch E.T.A. Hoffmann nachsagt), nur in absoluter Dunkelheit zu dichten. Seine Aufzeichnungen, die sich zur Zeit in einem Privatarchiv in der Nähe von Luxor befinden, gelten als völlig unleserlich. Nicht nur sind die verstreuten Zettel und Heftseiten mehrfach überschrieben – regelrechte 'Palimpseste' –, es ist oft nichteinmal auszumachen welche Schrift das eigentlich sein soll: arabisch, hebräisch, koptisch, griechisch, lateinisch ?
Ironie des Schicksals, dass eines der wenigen zuverlässig identifizierten Textfragemente (auf altgriechisch) heute das Portal der Bank von Athen in Thessaloniki ziert (έπειτα Ζωγον, ύστατη των έπτων πολεων ... frei übersetzt: 'dann kam Zoogon, letzte der sieben Städte, deren Bewohner, als die Mädchen im Tanz ihre Haare zu einem einzigen Zopf flochten, weder den Zopf bewunderten, noch die Mädchen, sondern die Dialektik der Sache').
Als im Februar 1982 eine internationale Kommission eingesetzt wurde, um die Textfragmente zu katalogisieren, kam überraschenderweise nur ein einziger, in lateinischer Schrift geschriebener Satz zutage: 'Ich glaub, ich bin hier der einzige, der kurze Hosen anhat'. Dieser Satz hat sich wie ein Lauffeuer im ganzen Orient verbreitet und ist heute, in variierter Form, sogar Teil der tibetanischen Verfassung.

Gilbert Handler hat sich auf die Spuren des Dichters begeben und Thomas Grill hat ihm dabei assistiert.
Letzterer hat immer wieder, an verschiedenen Plätzen in Ägypten, diesen Schlüsselsatz zum besten gegeben und die spontanen Reaktionen darauf liegen nun in authentischen Originalaufnahmen vor. Auch sie sind Teil des Rahmenprogrammes rund um die Präsentation der Vorschläge zu einer neuen Europahymne.
G.R.